Stadt Trier

07/05/2022 | News release | Distributed by Public on 07/05/2022 06:57

Ehrang: Ein Jahr danach

Ehrang nach der Flut: Knapp ein Jahr nach der verheerenden Überschwemmung des Stadtteils durch die Kyll hat das Rathaus Bilanz gezogen. Viele Akteure - von der Berufsfeuerwehr über die Stadtwerke bis zum Ortsbeirat - haben an einem Strang gezogen und den Wiederaufbau vorangebracht. Kritik gab es an mitunter überzogener Bürokratie bei der Beantragung von Beihilfen für Gebäudeschäden.

Ehrang, 15. Juli 2021: Nach Dauerregen und einer Nacht des Hoffens und Bangens tritt die Kyll gegen 10.15 Uhr endgültig über die Ufer und überschwemmt weite Teile des Ortes. Das Krankenhaus und ein Seniorenheim werden evakuiert, insgesamt 215 Patienten und Bewohner werden über einen Radweg in Sicherheit gebracht. Mehr als 1000 Gebäude werden beschädigt, circa 700 Keller werden leergepumpt, 650 Angehörige der Feuerwehr und anderer Hilfsdienste sind im Einsatz. "Es war einer der größten Einsätze in der Geschichte der Trierer Feuerwehr", blickte der zuständige Beigeordnete Ralf Britten zurück.

Im Gegensatz zum Ahrtal gab es in Ehrang keine Verletzten und Todesopfer. OB Wolfram Leibe betonte: "Wir haben insofern auch Glück gehabt. Aber es hat sich auch gezeigt, dass die Blaulichtfamilie in Trier und der Region gut aufgestellt ist und in der Notsituation gut kooperiert hat. Und wir haben in den Tagen danach großartige Nachbarschaftshilfe erlebt. Das ist nicht selbstverständlich, aber in Ehrang hat es funktioniert."

Bei allem Lob für den unermüdlichen Einsatz der Rettungskräfte: Für Feuerwehrchef Andreas Kirchartz war die Flutkatastrophe auch Anlass, Lehren zu ziehen und sich noch besser aufzustellen. So wird es bei der Berufsfeuerwehr künftig eine Spezialeinheit "Strömungsretter" geben. Auch die Richtlinien für die Vorhaltung und Befüllung von Sandsäcken wurden überarbeitet.

Und: Die Stadt Trier hat das Comeback der Sirenen zur rechtzeitigen Warnung der Bevölkerung eingeleitet. An insgesamt 55 Standorten, darunter drei in Ehrang, wollen die Stadtwerke moderne elektronische Anlagen installieren. Neben dem bekannten Heulton können sie auch Durchsagen, etwa zu einer bevorstehenden Evakuierung, verbreiten.

Inzwischen sind Hilfsgelder des Landes und des Bundes in zweistelliger Millionenhöhe nach Ehrang geflossen: Neben der Soforthilfe von 3,4 Millionen Euro hat die Investitions- und Strukturbank Rheinland-Pfalz (ISB) 770 Anträge für den Ersatz von Hausrat mit einem Volumen von 8,4 Millionen Euro bewilligt. Darüber hinaus hat die ISB 150 Beihilfeanträge für die Beseitigung von Gebäudeschäden angenommen, die nach und nach ausbezahlt werden. Hier liegt die Gesamtsumme bei 9,7 Millionen Euro.

Bei alldem gibt es in der Bevölkerung großen Beratungsbedarf, den die Stadt auf Initiative von Bürgermeisterin Elvira Garbes schon bald mit der Einrichtung eines Infopoints abgefedert hat. Inzwischen wird die Beratungsstelle vom Quartiersmanagement und dem Arbeitersamariterbund betrieben. Markus Neisius, der in den Sprechstunden als Experte zur Verfügung steht, berichtete aus der Praxis: "Die Termine sind proppenvoll und es gibt immer noch eine große Bugwelle nicht bearbeiteter Anträge, insbesondere beim Thema Gebäudeschäden."

Ortsvorsteher Berti Adams geht davon aus, dass die Bewältigung der Flut den Stadtteil noch über Jahre hinaus beschäftigen wird: "Die Leute wollen zurück in ihre Häuser, können es aber zum Teil noch nicht, weil die Schäden so groß waren."

Auch sieben städtische Gebäude waren unterschiedlich stark von der Flut betroffen: Während die Grundschule schon nach wenigen Wochen und das Feuerwehrgerätehaus nach mehreren Monaten wieder in Betrieb gehen konnten, dauert die Sanierung der Schulturnhalle mindestens bis Ende 2023. Auch in der Kita St. Peter, im Montessori-Kinderhaus, im Jugendtreff Ehrang-Quint und im Bürgerhaus sind die Renovierungsarbeiten noch nicht abgeschlossen. Die Schäden belaufen sich auf insgesamt 6,8 Millionen Euro.