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04/25/2024 | Press release | Distributed by Public on 04/25/2024 13:26

Ehemaliges Munitionslager Mitholz: Projektstand und Sicherheitsmassnahmen

Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport

Bern, 25.04.2024 - Die Sondiergrabungen im Bahnstollen des ehemaligen Munitionslagers sind abgeschlossen und liefern wertvolle Erkenntnisse für die Räumung und die Umsetzung der Schutzmassnahmen. Mit dem Baustart der ersten sicherheitsrelevanten Massnahmen wird die Betriebs- und Notfallorganisation angepasst. Weiter wird aufgrund von Anpassungen des Gesamtablaufs der Räumung der Sicherheitsperimeter neu auf Anfang 2033 aktiviert. Für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung konnte ein Meilenstein erreicht werden. Das VBS hat die Bevölkerung von Mitholz heute über diese weiteren Fortschritte im Projekt informiert.

Von Oktober 2022 bis Ende März 2024 haben die Kampfmittelspezialisten des Kommandos KAMIR Sondiergrabungen im Bahnstollen des ehemaligen Munitionslagers Mitholz durchgeführt. In zwei grossen Grabungen wurden rund 30 Tonnen Munition geborgen. Dabei konnten wichtige Informationen zur Lage, zum Zustand und zur Menge der verschütteten Munition gesammelt werden. Zusammen mit den munitionstechnischen Untersuchungen von armasuisse Wissenschaft + Technologie sind die Erkenntnisse eine wertvolle Grundlage für die Planung und Durchführung der Räumung.

Im zugänglichen Teil des ehemaligen Bahnstollens befinden sich aufgrund der Brände und Explosionen grosse Mengen Munitionsschrott. Die gefundenen Munitionsstücke und die vorhandenen Zünder sind grösstenteils in einem guten Sicherheitszustand und es wurden keine Ansammlungen mit kritischen Munitionstypen gefunden. Damit lässt sich die Räumung mit den verfügbaren Verfahren sicher durchführen. Jedoch wurde die Munition bei den Explosionen 1947 in Klüften und in den Auswurfbereichen ins Tal stärker verteilt als erwartet. Dadurch können relevante Munitionsvorkommen in den nicht erkundeten Bereichen weiterhin nicht ausgeschlossen werden. Zudem stellt die Schadstoffbelastung aus der Munition eine besondere Herausforderung für das Räumverfahren und die Gesundheit des Personals dar.

Schutzmassnahmen für sicherheitsrelevante Arbeiten notwendig

Basierend auf den Erkenntnissen aus den Sondiergrabungen kann das VBS die Schutzmassnahmen für alle sicherheitsrelevanten Arbeiten konkreter definieren. Aus Gründen der Schadenminimierungs- und Sorgfaltspflicht werden spezifische Schutzmassnahmen für Mensch und Umwelt getroffen. Zudem muss die sichere Verfügbarkeit der Verkehrsachsen gewährleistet werden. Der Schutz kann mit organisatorischen (z. B. temporäre Evakuierungen), technischen (z. B. Mess- und Alarmierungssystem) oder baulichen (z. B. Schutzbauten) Massnahmen umgesetzt werden. Die zum Schutz der Bevölkerung in Mitholz definierten Perimeter (Evakuations- und Sicherheitsperimeter) behalten ihre Gültigkeit.

Betriebs- und Notfallorganisation für die erste Evakuierungsphase ausgebaut

Für den Einbau der Steinschlagschutzmassnahmen im Bahnstollen müssen ab 24. Juni 2024 elf Personen in fünf bewohnten Liegenschaften ihre Häuser temporär verlassen. Sie dürfen während max. 12 Wochen bis Mitte September 2024 unter der Woche nachts nicht in ihren Häusern sein. Mit Baubeginn dieser risikosenkenden Vorausmassnahme wird die Betriebs- und Notfallorganisation auf die Anforderungen der Grossbaustelle ausgebaut. Die Pikettbereitschaft wird in Zusammenarbeit von VBS und den zivilen Blaulichtorganisationen sichergestellt. Für den Fall einer Alarmierung der Bevölkerung hat der Kanton Bern das Merkblatt «Empfehlungen zum richtigen Verhalten» aktualisiert und publiziert.

Anpassungen im Gesamtablauf der Räumung

Für die Erstellung der Schutzbauten Strasse und Bahn fallen grosse Mengen Aushub- und Abbaumaterial an. Aufgrund der erwartenden Munitions- und Schadstoffbelastung zieht das VBS die Erstellung der Anlage für die Behandlung des belasteten Aushubmaterials daher um mehrere Jahre vor. Auch der Abbau der Fluh wird vorgezogen, damit qualitativ hochwertige Abbaumaterialien für die Verwertung als Baustoff zur Verfügung stehen. Mit der früheren Realisierung der Materialbewirtschaftungsprozesse verschiebt sich die Aktivierung des Sicherheitsperimeters und damit der zwingende Wegzug der dort wohnhaften Menschen um drei Jahre auf Anfang 2033. Trotz dieser Verschiebung wird weiterhin damit gerechnet, dass die Wiederbesiedelung von Mitholz bis Ende 2045 abgeschlossen werden kann.

Landumlegung als Chance für Mitholz

Im Zusammenhang mit der Bautätigkeit für die Räumung des ehemaligen Munitionslagers müssen Grundstücksgrenzen angepasst werden (z. B für neue Strassenführungen). Der Landumlegungsprozess bietet die einmalige Chance Landstrukturen zu verbessern. Mit der Zusammenführung von vielen kleinen Grundstücken zu grösseren Parzellen kann die Bewirtschaftung erleichtert werden. Auch können Pachtflächen optimiert werden. Der Prozess für diese Landumlegungen wird gemeinsam mit der Gemeinde und den Grundstückbesitzern geführt.

Meilenstein für die landwirtschaftliche Bewirtschaftung erreicht

Die landwirtschaftliche Tätigkeit im Evakuationsperimeter wird durch das Projekt stark beeinträchtigt. Für mehrere Landwirtschaftsbetriebe im Sicherheitsperimeter müssen alternative Lösungen ausserhalb des Gefahrenbereichs gefunden werden. Wegen den Baustellen werden zudem für mehrere Jahre weniger landwirtschaftliche Nutzflächen zur Verfügung stehen. Die Erhaltung der Lebensgrundlage für die Landwirte hat für das VBS hohe Priorität.

Eine erste Lösung konnte nun gefunden werden. Dank des Erwerbs eines Ersatz-Landwirtschaftsbetriebes kann der am meisten exponierte Betrieb von Mitholz ins Mitteland umgesiedelt werden. Der Ersatz-Landwirtschaftsbetrieb in Kühlewil (Gemeinde Wald) konnte im Zusammenhang mit einer altersbedingten Betriebsübergabe von der Stadt Bern erworben werden. Der neue Betrieb bietet einer jungen Bauernfamilie langfristig eine gute Lebensgrundlage. Mit den landwirtschaftlichen Nutzflächen, die durch die Umsiedelung freiwerden, kann der Erwerbsverlust der anderen Landwirte im Projektperimeter reduziert werden.

1. Jahresbericht «Projekt Mitholz» per 31.12.2023

Mit Beginn der Umsetzungsphase des Räumprojektes wurde die Berichterstattung institutionalisiert. Für die Berichterstattung gegenüber den politischen Kommissionen sowie der interessierten Öffentlichkeit erstellt das VBS jeweils einen Jahresbericht zum Projekt «Räumung ehemaliges Munitionslager Mitholz». Die erste Ausgabe für das Berichtsjahr 2023 wurde publiziert.

Adresse für Rückfragen

Projekt «Räumung ehemaliges Munitionslager Mitholz»
[email protected]
Kirstin Steyer, Leiterin Projektkommunikation
+41 58 481 70 43


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