Stadt Nürnberg

04/18/2024 | Press release | Distributed by Public on 04/18/2024 05:25

Nürnberger Biennale-Künstler stellen in Kongresshalle aus

Erstmals unterstützt die Stadt Nürnberg den Deutschen Pavillon der weltweit renommierten Kunst-Biennale "Biennale di Venezia" für zeitgenössische Kunst: Von Samstag, 6., bis Sonntag, 21. Juli, werden Künstlerinnen und Künstler des Deutschen Pavillons ihre Arbeiten unter dem Titel "Thresholds" in unterschiedlichen Formaten in der Nürnberger Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände zur Diskussion stellen und damit Brücken zur Erinnerungskultur nach Nürnberg bauen.

Nürnberger Künstler an Biennale-Beitrag "Thresholds" beteiligt
Erstmals tritt die Stadt Nürnberg im Rahmen der Kunst-Biennale in Nürnbergs Partnerstadt in Verbindung mit dem Deutschen Pavillon. Die "Biennale di Venezia" ist nicht nur die älteste Kunst-Biennale, sondern gilt auch als bedeutendste zeitgenössische Kunstschau weltweit.

Ein zentraler Teil der diesjährigen Präsenz der Bundesrepublik Deutschland bei der Biennale ist der klanglichen Erforschung der venezianischen Insel La Certosa gewidmet. Der in Nürnberg geborene Künstler Jan St. Werner und der in Nürnberg lebende und arbeitende Künstler Michael Akstaller schaffen hier einen Resonanzraum, der die Monumentalität des Deutschen Pavillons, der 1909 eröffnet und 1938 von den Nationalsozialisten grundlegend umgestaltet wurde, kommentiert und den Gedanken der Überwindung von Schwellen (Englisch: "thresholds") hervorhebt.

Prof. Dr. Julia Lehner, Bürgermeisterin der Stadt Nürnberg mit dem Geschäftsbereich Kultur, betont: "Die Zusammenarbeit mit der ältesten und namhaftesten internationalen Ausstellung für zeitgenössische Kunst ist ein Glücksfall für Nürnberg. Es zeigt sich, dass im Rahmen der Nürnberger Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas wegweisende programmatische Schwerpunkte gesetzt worden sind, die in die Zukunft wirken. Noch in diesem Sommer werden Biennale-Künstler in der Kongresshalle präsentieren."

Fragen der Erinnerungskultur
In Nürnberg wie auch im Deutschen Pavillon auf dem Biennale-Areal in Venedig steht die Frage nach dem Umgang mit den baulichen Signaturen des Nationalsozialismus zur Debatte, hier wie dort werden aktuell aus künstlerischer Perspektive Fragen der Erinnerungskultur verhandelt.

Der Deutsche Pavillon in Venedig wurde 1909 nach Entwürfen des Architekten Daniele Donghi zunächst als Bayerischer Pavillon eröffnet. 1938 griffen die Nationalsozialisten tief in die bauliche Substanz ein und passten den Pavillon den Idealen der nationalsozialistischen Herrschaftsarchitektur an.

Die Kongresshalle auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände ist ein Relikt nationalsozialistischer Bautätigkeit, das nie vollendet wurde. Hier sind derzeit die Nürnberger Symphoniker und das Dokumentationszentrum Reichparteitagsgelände untergebracht, im Entstehen sind eine Spielstätte für das Staatstheater Nürnberg und Räume für die Präsentation und Produktion aller künstlerischen Sparten. In unterschiedlichen Formaten wird derzeit vor Ort geprobt, wie Kunst und Kultur spezifische erinnerungskulturelle Akzente setzen können.

Die Auseinandersetzung mit den nationalsozialistischen Architekturen ist in Venedig wie in Nürnberg programmatisch und führt in Wissenschaft und Kunst wiederkehrend zu Fragen nach zukunftsgerichteten Formen von Erinnerungskulturen und einem zeitgemäßen Umgang mit dem historischen Erbe.

Künstler und Werke in der Nürnberger Kongresshalle
Vom 6. bis zum 21. Juli 2024 werden Biennale-Künstlerinnen und Künstler in Nürnberg Positionen mit einem erinnerungskulturellen Schwerpunkt vorstellen:

Die im Rahmen von Nürnbergs Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 entstandene Klangerkundung "Sometimes you just have to give it your attention", initiiert durch den vormaligen Professor an der Akademie der Bildendenden Künste Nürnberg, Jan St. Werner, und Michael Akstaller, beschäftigt sich mit Fragen zu der Ideologie des Nationalsozialismus und deren Manifestation in den Architekturen des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes.

Die Künstlerin Maria Eichhorn stellte auf der 59. Biennale die Installation "Relocation a Structure" vor, eine Auseinandersetzung mit der Architektur des Deutschen Pavillons in den berühmten Giardini, den Biennale-Gärten. In der Nürnberger Kongresshalle soll Eichhorns Arbeit "Erinnerung durch Dekonstruktion" als kritische Form der Auseinandersetzung mit nationalsozialistischen Architekturen nun ebenfalls präsent sein.

"Global Art" erfährt logische Fortführung
Die Präsenz der Biennale-Positionen in Nürnberg ist eine konsequente Fortsetzung des 2021 durchgeführten "Global Art Festivals" im Germanischen Nationalmuseum. Das aus Nürnbergs Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2025 hervorgegangene Festival beschäftigte sich mit Fragen von Identität, Herkunft und Erinnerung. Zeitgenössische künstlerische Positionen traten dabei in einen kritischen Dialog mit den Sammlungsbeständen und Archiven des Museums. Ein zentraler Teil des Programms wurde von Çağla Ilk kuratiert. Sie lud unter anderem die diesjährigen Biennale-Künstlerin Yael Bartana mit der Video- und Klanginstallation "Tashlikh (Cast Off)" und Jan St. Werner in Kooperation mit Tunde Alibaba mit der elektroakustischen Installation "Toques für GNM" nach Nürnberg ein. Ilk verantwortet 2024 als Kuratorin das Programm des Deutschen Pavillons der 60. Biennale in Venedig. jos