WFP - World Food Programme

05/03/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/03/2024 05:58

Sudan: Eskalierende Gewalt in El Fasher blockiert Hilfe gegen drohende Hungernot

Sudan. WFP und World Relief leisten Nahrungsmittelnothilfe in West-Darfur.
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PORT SUDAN - Das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) warnt, dass die Zeit knapp wird, um eine Hungersnot in Darfur zu verhindern. Die zunehmenden Zusammenstöße in der Hauptstadt von Nord-Darfur, El Fasher, behindern die Bemühungen lebenswichtige Nahrungsmittelhilfe in die Region zu bringen.

Die Zivilbevölkerung in El Fasher und in der gesamten Region Darfur leidet bereits unter verheerendem Hunger, doch Hilfslieferungen von Nahrungsmitteln kamen bisher wegen der Kämpfe und endlosen bürokratischen Hürden nur sporadisch an. Die jüngste Eskalation der Gewalt rund um El Fasher hat Hilfskonvois gestoppt, die vom tschadischen Grenzübergang Tine kommen. Dieser humanitäre Korridor durch die Hauptstadt von Nord-Darfur war erst kürzlich eröffnet worden.

Gleichzeitig verhindern Restriktionen der Behörden in Port Sudan, dass WFP-Hilfsgüter über Adre, den einzigen anderen möglichen Grenzkorridor aus dem Tschad, transportieren kann. Über diese Route könnten West-Darfur und andere Orte in Zentral-, Süd- und Ost-Darfur versorgt werden. Diese Zugangsbeschränkungen gefährden Pläne des WFP, vor der Regenzeit, die viele Straßen in Darfur unpassierbar macht, lebenswichtige Hilfe für mehr als 700.000 Menschen bereitzustellen.

"Unsere Forderungen nach humanitärem Zugang zu den Konfliktherden im Sudan waren noch nie so dringend wie heute: WFP benötigt umgehend ungehinderten Zugang und Sicherheitsgarantien, um Familien Hilfe zukommen zu lassen, die inmitten verheerender Gewalt ums Überleben kämpfen. Wir müssen in der Lage sein, den Grenzübergang Adre zu nutzen und die Hilfe von Port Sudan aus über die Grenze zu bringen, damit wir die Menschen in der gesamten Region Darfur erreichen können", sagte Michael Dunford, WFP-Regionaldirektor für Ostafrika.

Der jüngste Anstieg der Gewalt in El Fasher verschärft den kritischen humanitären Bedarf in Darfur, wo mindestens 1,7 Millionen Menschen bereits auf Notfallniveau Hunger leiden (IPC4). El Fasher war ein relativ sicherer Zufluchtsort für Familien und beherbergte viele Camps für Binnenvertriebene, die es schon vor dem aktuellen Konflikt gab. Doch die Ernährungslage war bereits kritisch und es gab Berichte über Kinder, die an Unterernährung starben.

Jetzt sind viele gezwungen aus El Fasher und den umliegenden Gegenden zu fliehen - einige bereits zum zweiten oder dritten Mal. Zusätzlich zu den Auswirkungen der eskalierenden Gewalt befürchtet WFP, dass der Hunger dramatisch zunehmen wird, wenn die magere Jahreszeit zwischen den Ernten beginnt und den Menschen die Nahrungsmittel ausgehen.

"Die Situation ist katastrophal. Die Menschen sind gezwungen, Gras und Erdnussschalen zu essen. Wenn die Hilfe nicht bald ankommt, besteht die Gefahr, dass es in Darfur und in anderen konfliktbetroffenen Gebieten im Sudan zu einer weit verbreiteten Hungersnot und vielen hungerbedingten Todesfällen kommt", sagte Dunford.

In den vergangenen sechs Wochen hat das WFP über die Grenzübergänge Tine und Adre sowie über eine Verbindung über die Konfliktlinien von Port Sudan aus über 300.000 Menschen in Nord-, West- und Zentral-Darfur mit Nahrungsmittelnothilfe versorgt. Diesen Durchbrüchen gingen langwierige Verhandlungen voraus. Der Fortschritt scheint jedoch nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, da nun alle Routen blockiert sind. WFP und die übrige humanitäre Gemeinschaft müssen in der Lage sein, kontinuierlich und in großem Umfang humanitäre Hilfe zu leisten, um eine Verschärfung der Krise zu verhindern.

Der seit einem Jahr andauernde Konflikt im Sudan hat zu einer noch nie dagewesenen Hungerkatastrophe geführt und droht, die größte Hungerkrise der Welt zu entfachen. Fast 28 Millionen Menschen im Sudan, im Südsudan und im Tschad sind von akutem Hunger betroffen. Der Konflikt weitet sich aus und verschärft die Probleme, mit denen die Nachbarländer bereits zu kämpfen haben. Das Zeitfenster, in dem das Schlimmste noch abgewendet werden kann, schließt sich rasch. Es bedarf einer konzertierten diplomatischen Anstrengung der internationalen Gemeinschaft, um die Kriegsparteien dazu zu bewegen, Zugangs- und Sicherheitsgarantien zu geben und ihre Verpflichtungen nach dem humanitären Völkerrecht nachzukommen.