Regierungspräsidium Stuttgart

05/21/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/21/2024 06:47

Bau- und Kunstdenkmalpflege: Wielandpark in Biberach an der Riß ist jetzt Kulturdenkmal (Landkreis Biberach)

Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Inga Falkenberg
Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Andreas Buschmeier

Die Expertinnen und Experten des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart befassen sich immer öfter auch mit Objekten der jüngeren Vergangenheit, die für das kulturelle Erbe von Bedeutung sind. Darunter sind nicht nur zahlreiche Baudenkmale der 1970er- bis 1990er-Jahre, sondern inzwischen auch Gärten und Parks. Der Wielandpark in Biberach an der Riß, eines der jüngsten Beispiele, wurde nun als Kulturdenkmal ausgewiesen und bereichert ab sofort die örtliche Denkmalliste.

Der heutige Wielandpark wurde 1997 bis 2000 im Auftrag der Stadt Biberach durch den Künstler Hans Dieter Schaal (geb. 1942 in Ulm, heute sesshaft in Attenweiler) entworfen. Die konsequente Umsetzung eines Konzeptes aus einem Guss ist eine Besonderheit der Anlage südlich der Biberacher Altstadt. Die Realisierung erfolgte in Zusammenarbeit mit dem Tiefbauamt Biberach, dem Architekturbüro Günther Schmitt und der Landschaftsarchitektin Elisabeth Kimmich. Schaal inszeniert in der Anlage das fiktive Aufeinandertreffen zweier großer Dichter der Aufklärung: Der Schweizer Jean-Jacques Rousseau trifft in den Motiven auf den aus Biberach stammenden Christoph Martin Wieland (1733-1813), der das am nördlichen Rand des Parks gelegene Gartenhäuschen als Atelier nutzte. Als Gegenpol des Häuschens liegt im Zentrum des Parks ein See mit einer Pappelinsel, die Rousseaus Grablege in Ermenonville nachbildet. Erhöht liegende Wege, Stelen, Kiesbahnen, sowie Gestaltungselemente aus der Tradition englischer Landschaftsgärten, wachsen zu einem komplexen Ganzen.

"Der Wielandpark ist exemplarisch für die Gartengestaltung der 1990er-Jahre und gleichzeitig ihr krönender Abschluss in Baden-Württemberg", so Andreas Buschmeier, Referent für Gartendenkmalpflege im LAD, der sich intensiv mit jungen Gartendenkmalen beschäftigt hat. Insbesondere für eine kleinere Stadt wie Biberach stellt diese Form einer öffentlichen Parkanlage eine gartenhistorische Besonderheit dar. Vergleichbare Parkanlagen lassen oft einen gleichrangigen künstlerischen Anspruch vermissen. Neben den künstlerischen Aspekten dient der Wielandpark der Vernetzung städtischer Grünflächen sowie der Naherholung.

Dr. Martin Hahn, Landeskonservator im LAD, ergänzte: "Neben der bereits denkmalgeschützten Kunststation Villa Moser im so genannten Leibfriedschen Gelände und dem Stangenwald im Höhenpark Killesberg - entworfen zur Internationalen Gartenbau-Ausstellung (IGA) 1993 in Stuttgart - ist nun ein weiteres Werk von Hans Dieter Schaal als bewahrenswertes Erbe und junges Kulturdenkmal gewürdigt."

Christian Kuhlmann, Baubürgermeister in Biberach, freut sich über die Anerkennung und zugleich die Herausforderung Denkmalpflege: "In den 90er-Jahren war ich als Leiter des Stadtplanungsamtes bei diesem Projekt beteiligt. Damals hätte ich nicht damit gerechnet, dass diese anspruchsvoll gestaltete Parkanlage einmal als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt wird. Ich begrüße diese Einstufung, da der Wielandpark in seiner Gestaltidee, -qualität und seinem Bezug zu Biberach ein ganz besonderes Zeugnis seiner Zeit ist".

Bild 1: Erhöht liegende Wege führen durch den Park, Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Inga Falkenberg (jpg, 3.2 MB)
Bild 2: Die Insel im See bildet Rousseaus Grablege in Ermenonville nach, Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Andreas Buschmeier (jpg, 4.9 MB)
Bild 3: Ein- und Ausblicke, Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Bild: Andreas Buschmeier (jpg, 3.8 MB)