Bundesland Bayern

05/02/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/02/2024 07:48

Energieversorgung: Bayerns Europaminister Beißwenger zu Besuch in St. Gallen und Lindau / „Widerstandsfähigkeit gegen künftige Energiekrisen erhöhen und Abhängigkeiten von[...]

Bayerns Europaminister Eric Beißwenger war am Montag zu Besuch im schweizerischen St. Gallen am Bodensee. Er traf sich dort zu Gesprächen mit dem Regierungsrat des Kantons St. Gallen, Marc Mächler, sowie der Industrie- und Handelskammer St. Gallen-Appenzell. Hauptthemen waren die bayerische und die Schweizer Wasserstoffstrategie sowie eine grenzüberschreitende Energieversorgung im Bodenseeraum. Beißwenger: "Unser Ziel ist es, unsere Resilienz, also unsere Widerstandsfähigkeit gegen künftige Energiekrisen zu erhöhen und unsere Abhängigkeiten von einzelnen Weltregionen zu reduzieren." Beißwenger kündigte an, Bayern werde 700 Millionen Euro in den nächsten Jahren in seine Wasserstoffstrategie investieren.

Beißwenger und Mächler waren sich einig, dass die Pläne des italienischen Mineralöl- und Energiekonzerns Eni für einen Rückbau der stillgelegten Ölpipeline von Genua nach Ingolstadt unbedingt gestoppt werden müssen. Es müsse geprüft werden, ob die bestehende Leitung gegebenenfalls für den Transport von Wasserstoff umgerüstet oder ob die bestehende Trasse für eine Wasserstoffpipeline genutzt werden könne. Einigkeit bestand auch bei den Plänen für eine grenzüberschreitende Energieversorgung im Bodenseeraum. Aktuell laufen Sondierungsgespräche der Schweiz mit der EU über ein Stromabkommen. Es soll die Einbindung in das europäische Stromsystem rechtlich absichern. Es könnte eine wichtige Rolle für eine flexible Lieferung grundlastfähiger Schweizer Wasserkraft nach Bayern spielen. Noch sind Bayern und die Schweiz nicht über ein direktes Stromnetz miteinander verbunden. Das soll sich nach Möglichkeit ändern. Beißwenger: "Ein starkes europäisches Stromverbundnetz unter Einbindung der Schweiz leistet einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Versorgungssicherheit, fördert die Nutzung erneuerbarer Energien, sorgt für einen effizienten Ressourceneinsatz und kann die Preise senken."

Von den Bundesregierungen in Wien und Berlin fühlen sich die Bodenseeanrainer etwas stiefmütterlich behandelt. Deshalb hat der bayerische Europaminister die Internationale Bodensee Konferenz (IBK) Ende Juni in die Bayerische Vertretung nach Berlin eingeladen. Dazu sollen auch Vertreter der Bundesregierung eingeladen werden: "Dann gibt es keine Ausreden mehr. Näher geht nicht mehr. Wir wollen kein Geld, aber wir brauchen für unsere Region Entscheidungen", so Beißwenger. Der Bodenseeraum sei eine der wirtschaftlich stärksten Regionen in Europa. Alle Bodenseeanrainer seien unterschiedlich, aber alle stark. Das sei der Reiz der Region. "Alle können voneinander lernen", so der Minister.

Am Nachmittag dann machte Beißwenger noch einen Abstecher nach Lindau zur Obrist Group. Dem Unternehmen ist es gelungen, Kohlendioxid aus der Luft zu filtern und mit Wasserstoff aus Wasser zu flüssigem Methanol zu synthetisieren. Der für die Synthese notwendige Strom soll aus riesigen Fotovoltaikanlagen in der Wüste kommen. Der bei der Produktion anfallende Kohlenstoff wird als Grafit, quasi Kohle, gespeichert. Das Kohlendioxid wird somit bei der Verbrennung nicht wieder komplett ausgestoßen. Deshalb ist die Kohlendioxidbilanz sogar negativ. Das Methanol könnte als Treibstoff für Fahr- und Flugzeuge sowie Schiffe, aber auch als Brennstoff für die Energieerzeugung dienen. Bei dem Verfahren wird der Atmosphäre in Summe Kohlendioxid entzogen und könnte so zur Decarbonisierung beitragen. OBRIST Group-Gründer und Präsident, Frank Obrist, verkündete, dass am 31. Januar 2024 der erste Lizenzvertrag mit zwei internationalen Konsortien abgeschlossen wurde. Die Konsortien wollen die Patente des Lindauer Unternehmens nutzen und mehr als zehn Milliarden Euro in E-Fuels-Fabriken investieren. Beißwenger wünscht dem Unternehmen viel Erfolg: "Ihr Verfahren könnte im besten Fall einen riesigen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Welcher Standort wäre dafür besser geeignet als Lindau, der Austragungsort der jährlichen Nobelpreisträgertagung", freut sich Beißwenger.