Regierung des Landes Mecklenburg-Vorpommern

05/08/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/08/2024 05:28

DIA.MV stellt Jahresbericht vor

Nr.062/24|08.05.2024|WKM|Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten

Am Mittwoch (8. Mai) stellte die Dokumentations- und Informationsstelle Antisemitismus Mecklenburg-Vorpommern (DIA) ihren Jahresbericht 2023 in den Räumen der jüdischen Gemeinde in Rostock vor.

DIA.MV ist eine zivilgesellschaftliche Melde- und Beratungsstelle, die 2021 ins Leben gerufen wurde, um antisemitische Vorfälle und die Verbreitung antisemitischer Einstellungen im Bundesland sichtbar zu machen. Bei DIA.MV können vertraulich Vorfälle gemeldet werden, auch wenn diese nicht zu Anzeige gebracht wurden oder unterhalb der Strafbarkeitsgrenze liegen.
DIA.MV setzt sich mit den gemeldeten Fällen und den Strukturen des Antisemitismus im Bundesland wissenschaftlich auseinander.

DIA.MV ist bei der landesweiten Opfer- und Betroffenenberatung des Verein LOBBI e.V. angesiedelt, der Mitglied im landesweiten Beratungsnetzwerk Demokratie und Toleranz ist. Die Landesregierung unterstützt DIA.MV durch die Finanzierung von zwei Vollzeitstellen und die Übernahme von Sachkosten über das Bundesprogramm "Demokratie leben!" mit jährlich 163.500 Euro (2202-2024 insgesamt 490.000 Euro).

"Auch bei DIA.MV wurden mehr Vorfälle gemeldet. Das deckt sich mit den Erkenntnissen des Innenministeriums, wo entsprechende Taten erfasst werden und wo für 2023 ein Anstieg um 36 auf 115 Fälle verzeichnet wurde.
Es macht mir große Sorgen, dass der Antisemitismus in unserer Gesellschaft stärker zum Vorschein tritt.
Gegen Antisemitismus in all seinen Formen müssen wir in allen gesellschaftlichen Bereichen hart vorgehen. Jede Straftat und jeder Übergriff mit antisemitischem Hintergrund ist einer zu viel.
Dass bei DIA.MV mehr Fälle dokumentiert wurden, spricht auch dafür, dass die Dokumentationsstelle bekannter und die Meldemöglichkeit mehr genutzt wird.", so Ministerin Bettina Martin: "Die Arbeit von DIA.MV ist gerade deshalb so wichtig, weil sie sich intensiv mit den gemeldeten Vorfällen auseinandersetzt und diese qualitativ einordnet. Und das unabhängig von der Strafbarkeitsgrenze. So können Anfeindungen, Schmierereien, aber auch schwerere Vorfälle eingeordnet und die Struktur des Antisemitismus dahinter analysiert werden. Ich ermutige jeden und jede, die Antisemitismus erleben, die Fälle bei DIA.MV zu melden und dazu beizutragen, dass diese Vorfälle erfasst werden und nicht im Schatten bleiben."

Bei der Präsentation in Rostock stellte DIA.MV-Mitarbeiter Ronny Rohde die Arbeit der Dokumentations- und informationsstelle vor. Im Berichtszeitraum 2023 wurden dort 52 antisemitische Vorfälle gemeldet, 16 mehr als im vorhergehenden Bericht.
Dieser deutliche Anstieg ist vor allem auch nach dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 zu verzeichnen.
Diesem Umstand ist im Bericht von DIA.MV ein eigener Schwerpunkt gewidmet.
Die meisten der gemeldeten Fälle fallen in den Bereich der "Propagandadelikte", aber auch direkter Anfeindungen mit antisemitischen Hintergrund. Aber auch drei Angriffe und zwei Bedrohungen sind unter den dokumentierten Fällen.

Der Beauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus in Mecklenburg-Vorpommern, Nikolaus Voss, lobt die Arbeit von DIA.MV als wichtige Informationsquelle:
"Der Jahresbericht ist ein wichtiges Arbeitsinstrument für alle Institutionen, Netzwerke und Einzelpersonen, die sich mit dem Thema Antisemitismus befassen. Ich selbst schaue selbst immer wieder in den Bericht, um mich über Antisemitismus in M-V zu informieren bzw. die fachliche Expertise von DIA MV zu nutzen."

Handreichung "Antisemitismus die Stirn bieten!"

Gleichzeitig lobte Voss eine neue Handreichung "Antisemitismus die Stirn bieten!", die von DIA.MV erarbeitet wurde. Sie trägt den Namen einer schon seit 2022 im Bundesland laufenden Veranstaltungsreihe und richtet sich in diesem Fall an Schulen und an Lehrende, die sich mit ihren Klassen mit dem Thema Antisemitismus auseinandersetzen.

"Die Handreichung ist ein praktisches Werkzeug für den Alltag in Schule und auch auf dem Pausenhof. Sie soll Lehrenden das nötige Rüstzeug geben, die zahlreichen Erscheinungsformen von Antisemitismus und antisemitischen Codes identifizieren und mit diesen umgehen zu können", so Voss.

Weitere Informationen zur Arbeit von DIA.MV und eine PDF-Version des Jahresberichtes und der Handreichung finden Sie auf: https://www.dia-mv.de/