AGES - Austrian Agency for Health and Food Safety

04/25/2024 | Press release | Distributed by Public on 04/25/2024 07:02

AGES-Radar für Infektionskrankheiten

AGES-Radar für Infektionskrankheiten - 25.04.2024

Zusammenfassung

Die Grippewelle ist zu Ende, COVID-19 und RSV werden in Österreich nur noch in geringem Ausmaß nachgewiesen.

Der Masernausbruch hält an, wenngleich die Aktivität im April geringer war als im März. Seit der letzten Ausgabe des Radars (Stand 26.03.2024) sind 54 neue Erkrankungen im epidemiologischen Meldesystem erfasst worden. Mit Stand vom 23.04.2024 wurden für das laufende Jahr 401 Fälle gemeldet. Betroffen sind alle Bundesländer außer Kärnten.

Wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern, verzeichnet auch Österreich seit Ende der COVID-19-Pandemie eine steigende Zahl an gemeldeten Pertussis (Keuchhusten)-Fällen. Seit dem letzten Radar (26.03.2024) wurden 964 neue Pertussis-Fälle gemeldet (Stand 18.04.2024).

Aviäre Influenza hat mit einem humanen Fall in den USA und Auswirkungen auf die Rinderwirtschaft für mediale Aufmerksamkeit gesorgt. Mehr dazu in unserem Thema des Monats.

Situation in Österreich

Sowohl im Abwassermonitoring als auch im DINÖ-Sentinel-System wird kaum noch SARS-CoV-2 detektiert.

Die Anzahl an COVID-19-Patient:innen in den Krankenhäusern befindet sich auf sehr niedrigem Niveau: In der ersten Aprilwoche wurden bisher 35 Aufnahmen mit COVID-19 auf die Normalstationen und eine Aufnahme auf eine Intensivstation registriert.

Die seit Ende letzten Jahres dominierende Variante ist JN.1, Tochterlinie von BA.2.86.

Informationen zur COVID-19-Impfung finden Sie im aktuellen Impfplan Österreich 2023/2024 (Kapitel E - COVID-19) vom 05.09.2023.

Coronavirus - AGES

Das diagnostische Influenzanetzwerk DINÖ verkündet mit Anfang April das Ende der Grippewelle, nachdem ein deutlicher Rückgang der Influenzavirusaktivität in Österreich beobachtet werden konnte.

Die geschätzte Anzahl von Influenza bzw. grippeähnlichen Erkrankungen nimmt ebenfalls ab.

Die Krankenhausaufnahmen mit Influenza befinden sich auf niedrigem Niveau. Nach dem Höhepunkt Ende Jänner mit 631 Aufnahmen auf Normalstationen waren es Anfang April nur noch 15, auf Intensivstationen lediglich eine.

Eine Influenza-B-Welle ist heuer ausgeblieben.

Grippe - AGES

RSV

Die RSV-positiven Proben nehmen seit über zwei Monaten ab. In Kalenderwoche 16 wurde keine der Sentinel-Proben positiv auf das Respiratorische Synzytial-Virus getestet.

Dieser Trend spiegelt sich auch in den Krankenhausaufnahmen wider: am Höhepunkt Anfang Februar wurden noch über 400 Patient:innen auf Normalstationen aufgenommen, Anfang April waren es 36, und drei auf Intensivstationen.

Die Mehrheit der aufgenommenen Patient:innen sind Säuglinge und Kleinkinder im Alter von 0 bis 4 Jahren.

Weiterführende Informationen zur RSV-Impfung finden Sie unter: Impfplan Österreich 2023/2024 (sozialministerium.at)

RSV - AGES

Mit Stand 23.04.2024 wurden in Österreich für das laufende Jahr 401 bestätigte Fälle gemeldet, im gesamten Jahr 2023 waren es 186.

Wer ist erkrankt?

Die höchsten Inzidenzraten finden sich bei Säuglingen und in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen. Die meisten Fälle wurden heuer bisher in Niederösterreich (102), Tirol (83), Wien (58) und der Steiermark (51) gemeldet. Im Jahr 2024 sind bisher 74 (18,8 %) der 394 Fälle, mit diesbezüglichen Angaben, als hospitalisiert eingetragen, vier davon auf der Intensivstation.

Von den 266 Fällen, bei denen eine Information zum Impfstatus vorliegt, waren 239 (89,8 %) ungeimpft, elf (4,1 %) hatten eine Postexpositionsimpfung erhalten, drei Personen waren einmal (1,1 %) und 13 (4,9 %) waren laut Dokumentation zweimal gegen Masern geimpft.

Masern sind eine hoch ansteckende Viruserkrankung. Infektionen zeichnen sich durch grippeartige Symptome mit hohem Fieber und einen charakteristischen Hautausschlag aus. Es können lebensbedrohliche Komplikationen wie Entzündungen der Lunge und des Gehirns auftreten.

Um Säuglinge zu schützen, die für die Impfung noch zu jung sind, jedoch ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf und Komplikationen einer Maserninfektion haben, ist es entscheidend, dass das gesamte Umfeld immun ist. Wenn ältere Geschwister zweimalig geimpft sind, ist es äußerst unwahrscheinlich, dass sie das Virus, beispielsweise aus der Schule oder dem Kindergarten, mit nach Hause bringen.

Weiterführende Informationen zur Masern-Mumps-Röteln-Impfung finden Sie im Impfplan Österreich 2023/2024 (sozialministerium.at)

Masern - AGES

Im Vergleich zum Bericht im Vormonat sind 964 Fälle hinzugekommen, die Gesamtzahl der Fälle im Jahr 2024 stieg auf 3.348 (Stand 18.04.2024). Betroffen sind alle Altersgruppen, die meisten Erkrankungen betreffen Kinder und Jugendliche.

Die Impfung ist in Österreich im kostenfreien Impfprogramm enthalten. Die Grundimmunisierung im Säuglingsalter soll im Schulalter aufgefrischt werden. Danach soll die Impfung auch im Erwachsenenalter regelmäßig aufgefrischt werden, damit der Impfschutz aufrecht bleibt. Die Pertussis-Impfung wird allen Personen empfohlen.

Um Säuglinge in den ersten Lebensmonaten zu schützen, wird insbesondere schwangeren Frauen im dritten Trimester die Impfung nahegelegt, unabhängig vom Abstand zur letzten Pertussis-Impfung.

Weiterführende Informationen zur Pertussis-Impfung finden Sie im Impfplan Österreich 2023/2024 (sozialministerium.at).

[Link] Inzidenz Pertussis im Jahr 2024 nach Bundesland (Stand 18.04.2024)
[Link] Inzidenz Pertussis im Jahr 2024 nach Altersgruppe: (Stand 18.04.2024)

Internationale Ausbrüche

In der Mehrheit der meldenden europäischen Länder liegt die Positivitätsrate bei Influenza-Tests in der Primärversorgung unter dem epidemischen Schwellenwert von 10 Prozent. Dieser Trend hält seit über vier Wochen an. Die Influenza-Aktivität hat in dieser Saison deutlich früher abgenommen als in den letzten zehn Jahren (2020/21 ausgenommen). Seit drei Wochen werden mehr Influenza-B-Viren als Influenza-A-Viren detektiert, allerdings bei einer insgesamt nur geringen Zahl an Nachweisen.

Sowohl die RSV- als auch die SARS-CoV-2-Aktivität befindet sich in allen europäischen Ländern auf sehr niedrigem Niveau (Stand: 22.04.2024).

Auch in den Krankenhäusern der europäischen Länder zeigen sich bei SARI-Erkrankungen stabile oder abnehmende Trends (Stand 22.04.2024).

SARS-CoV-2-Varianten

Derzeit stufen weder die WHO noch das ECDC eine Virusvariante als Variant of Concern (VOC) oder Variant under Monitoring (VUM) ein. Es ist also keine Virusvariante als besorgniserregend eingestuft.

JN.1 ist eine Sublinie von BA.2.86 und macht den Großteil dieser Variante aus. Am 19. Dezember hat die WHO JN.1 selbst zu einer VOI hinaufgestuft, da sie sich rasch ausbreitet. Bis jetzt gilt JN.1 nicht als gefährlicher als andere Varianten, weshalb die WHO das von ihr ausgehende Risiko als gering einschätzt.

Aufgrund der geringen SARS-CoV-2-Aktivität können nur noch wenige Sequenzierungen durchgeführt werden. Basierend auf Daten aus zwei Ländern zirkulierte BA.2.86 (inkl. JN.1) in KW 13 bis 14 europaweit im Mittel bei 76 %.

Ausführlichere Informationen zur internationalen und österreichischen Variantenlage finden Sie auf: Coronavirus - AGES

Seit Jänner 2024 wurden in Europa 323 Mpox-Fälle gemeldet. Nach einer leichten Zunahme in der zweiten Jahreshälfte 2023 gingen die Zahlen wieder zurück, dennoch scheint der Ausbruch nicht gänzlich überwunden. Männer, die Sex mit Männern haben (MSM), machen mit 92 % einen Großteil der Fälle aus (Stand: 08.04.2024). In Österreich wurden seit Anfang des Jahres sieben Fälle im Meldesystem registriert. Dabei handelt es sich überwiegend um MSM.

Seit 2023 ist in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ein Mpox-Ausbruch im Gange. Bis Ende März kam es im Jahr 2024 zu 4.488 vermuteten Fällen. Seit Jänner 2024 wurden 279 Todesfälle gemeldet. Trotz des starken Anstiegs an Fällen in der DRK, schätzt das ECDC das Risiko für die europäische Bevölkerung gering ein. Auch, wenn nur rund 10 % der Fälle bestätigt sind und ausgewertet werden können, kann angenommen werden, dass der Ausbruch in der DRK durch Mpox-Viren (MPXV) verursacht werden, die der "Klade I" zugerechnet werden. Viren der "Klade I" wurden bisher noch nicht in Europa detektiert. Die in Europa kursierenden Mpox-Viren gehören zur "Klade II", die deutlich weniger schwerwiegende Erkrankungen auslöst (Stand 19.04.2024).

Mpox ist eine Infektionskrankheit, die durch das MPXV verursacht und v.a. über direkten Kontakt von Haut oder Schleimhaut mit Körperflüssigkeiten oder den typischen Hautveränderungen übertragen wird.

Als vorbeugender Schutz reichen bei Mpox "Safer-Sex"-Regeln nicht aus, da bereits durch Hautkontakt das Virus übertragen werden kann. Dennoch können Kondome das Infektionsrisiko verringern, indem sie den direkten Kontakt mit Schleimhautveränderungen reduzieren. Weitere Informationen finden Sie unter "Stay Safe!" auf den Seiten des BMSGPK.

Seit 2022 gibt es in Österreich die Möglichkeit einer Impfung gegen Mpox. Diese steht Risikogruppen zur Verfügung. Mehr Informationen finden Sie unter "Impfung gegen Mpox" und im aktuellen Impfplan Österreich (sozialministerium.at).

Mpox (Affenpocken) - AGES

Thema des Monats

Nachdem Europa seit 2020 von der bisher schwersten Geflügelpest-Epidemie betroffen war, hat sich die Situation in den vergangenen Wochen deutlich entspannt. Am 18. April konnten in Österreich in entsprechenden Gebieten das "stark erhöhtem Geflügelpest-Risiko" aufgehoben werden. Wir erklären, warum um die Vogelgrippe dennoch mediale Aufregung herrscht und inwieweit sie nicht nur Tiere, sondern auch den Menschen betrifft.

Aviäre Influenza ist normalerweise eine Viruserkrankung von Vögeln, Erreger sind Influenza A Viren, wie bei der humanen Grippe. Es gibt verschiedene Typen von Aviären Influenzaviren, die unterschiedlich ansteckend und unterschiedlich krankmachend sind. Aviäre Influenzaviren, die sehr gefährlich für die Vögel werden, nennt man hochpathogen (HPAIV), dazu gehören bestimmte Varianten der Subtypen H5 und H7. Die von ihnen ausgelösten Erkrankungen werden als Geflügelpest bezeichnet. Diese Viren stellen eine starke Bedrohung für Wildvögel, Nutz- und Hausgeflügel dar. Zum Schutz der Tiere und um wirtschaftliche Schäden zu verhindern werden bei Bedarf Risikogebiete ausgewiesen. In diesen Risikogebieten müssen Tierhalter:innen verstärkt Maßnahmen umsetzen. Hauptsächlich zielen diese Maßnahmen darauf ab, den Kontakt zu Wildvögeln zu verhindern. Bricht die Geflügelpest in einer Geflügelhaltung aus, breitet sich die Krankheit in der Regel schnell aus und die Tiere versterben innerhalb kurzer Zeit. Auch die überlebenden Tiere müssen getötet werden. Kein Wunder also, dass die Verbreitung sehr genau beobachtet wird und es im Umgang damit klare Regeln gibt: Tot aufgefundene Wasser- und Greifvögel müssen bei der Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet werden, es besteht eine Anzeigepflicht bei Verdachtsfällen in Geflügelhaltungen. Die AGES betreibt das Tierseuchenradar, in dem monatlich auf die Situation relevanter Tierseuchen eingegangen wird. Zudem wird das Erbgut von AI-Viren aus der aktiven und passiven Überwachung analysiert, um Veränderungen zu erkennen, die auf eine Anpassung an Säugetiere/Menschen hindeuten. Die Daten dieser Vollgenomsequenzierung stellt die AGES in einer internationalen Datenbank zu Verfügung.

Im Zuge des aktiven Überwachungsprogramms wurden im Jahr 2023 in Österreich insgesamt 5.692 Geflügel-Blutproben auf das Aviäre Influenzavirus untersucht. Details zur Vorgehensweise und den Ergebnissen finden Sie hier.

Aviäre Influenza ist nichts Neues, aber etwas sehr Dynamisches. Es ist davon auszugehen, dass sie auch in den kommenden Jahren weiterhin weltweit auftritt. Die Viren mutieren und Vögel sind nicht die einzigen, die sich infizieren und erkranken.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat Mitte April neue Empfehlungen zur Überwachung und zur Risikominimierung veröffentlicht. Das Risiko für die Allgemeinbevölkerung, an aviärer Influenza zu erkranken, wird in Europa als gering eingeschätzt.

Von Nerzen, Rindern und Menschen

Gelegentlich schafft ein Aviäres Influenzavirus den Sprung auf ein Säugetier. Solche Ausbrüche werden besonders genau untersucht, denn je mehr Säugetiere ein solches Virus infiziert, desto höher wird die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Variante entwickeln könnte, die für den Menschen gefährlich wäre. Entsprechend groß ist die Aufmerksamkeit bei Ausbrüchen bei Säugetieren und die Maßnahmen, die ergriffen werden, sind strikt: Im Jahr 2023 mussten unter anderem in Finnland auf Pelztierfarmen aufgrund von Infektionen tausende Nerze, Füchse und Marderhunde getötet werden.

Bei Ausbrüchen von Aviärer Influenza in Pelztierfarmen im Jahr 2022 wurde davon ausgegangen, dass eine Übertragung von Nerz zu Nerz stattgefunden habe. Eine Infektion von Säugetier zu Säugetier, und nicht nur von Vogel zu Säugetier, wäre ein wichtiger Faktor in der Entwicklung der Viren, der die Ausbreitung beschleunigen könnte. Bis jetzt wurde noch keine Ansteckung von Mensch zu Mensch nachgewiesen.

Seit 25.03.2024 sorgen in den USA Infektionen von Milchrindern mit dem Aviären Influenza-Virus in acht Bundesstaaten für Aufregung. (Stand: 24.04.2024) Ein Landwirt infizierte sich Ende März mit dem HPAI A (H5N1)-Virus und stellte somit die zweite humane Infektion in den USA mit dem H5N1-Virus dar. Dieser Fall ist insofern besonders, da hier ein Mensch vermutlich von einem Säugetier angesteckt wurde. Das Erbgut des Virus dieses Patienten wurde entschlüsselt und laut CDC weist es keine besorgniserregenden Veränderungen auf, es hat keine speziellen Anpassungen, die es für Menschen gefährlicher machen würde.

Die USDA (U.S. Department for Agriculture) geht davon aus, dass das Virus in den Rinderherden von Kuh zu Kuh übertragen wurde, wie genau wird noch untersucht. Das Virus wird zudem über die Milch ausgeschieden. Dadurch kam die Sorge auf, das Virus könne über die Milch Menschen infizieren. Laut USDA ist diese Sorge unbegründet, bei pasteurisierter Milch besteht keine Gesundheitsgefahr für Konsument:innen.

Einzelfälle beim Menschen

Seit dem Jahr 1997 wurden weltweit rund 900 Fälle von Influenza A (H5N1) beim Menschen gemeldet. Mehr als die Hälfte dieser gemeldeten Erkrankungen führten zum Tod. Das heißt aber nicht, dass die Hälfte aller Infizierten verstirbt, Infektionen ohne schwere Krankheitsverläufe bleiben oft unentdeckt.

Infektionen finden meistens dort statt, wo es unter schlechten hygienischen Bedingungen einen intensiven Kontakt zwischen Geflügelbauern und infizierten Vögeln gibt. Seit 2015 ging die Zahl der Übertragungen deutlich zurück. Humane Fälle gab es bisher in 23 Staaten, in Österreich ist noch nie eine Erkrankung eines Menschen an Aviärer Influenza festgestellt worden.

In den USA wird gerade getestet, inwieweit bekannte Influenza-Medikamente und Impfungen, Menschen auch bei Infektionen mit den derzeit verbreiteten aviären Influenzaviren schützen können.

Lebensmittel sind kein Risiko

Menschen haben sich bisher ausschließlich über direkten Kontakt mit infizierten Tieren angesteckt. Eier, Geflügel und Milch stellen bei angemessener Küchenhygiene keine Gefahr dar.

Ein unbekanntes Risiko

Die Aviäre Influenza hat zahlreiche Aspekte, die sie bedeutend machen: Sie ist weltweit eine große Gefahr für die Populationen von Wildvögeln, auch in den entlegensten Gebieten, wie beispielsweise der Antarktis. Sie bedroht die Geflügelbestände und ist daher relevant für die Lebensmittelproduktion. Das allein wären Gründe genug, um diese Viren genau im Auge zu behalten. Doch ein Aspekt überlagert alle anderen: Die Aviäre Influenza gilt als möglicher Kandidat für die nächste Pandemie. Durch die weite Verbreitung in Vögeln und das vermehrte Überspringen auf Säugetiere, haben die Viren ausreichend Gelegenheit sich zu verändern und an neue Wirte anzupassen. Ein Influenza-H5-Virus ist bei Menschen nicht verbreitet, unser Immunsystem wäre wahrscheinlich nicht darauf vorbereitet.

Wie hoch dieses Risiko tatsächlich ist, lässt sich kaum seriös einschätzen. Wann Viren wie mutieren und welche Eigenschaften sie sich aneignen, kann kaum vorhergesagt werden. Niemand weiß, wie krankmachend ein von Mensch zu Mensch verbreitetes AI-Virus sein würde. Das macht nicht nur den Kampf gegen eine mögliche nächste Pandemie schwierig, sondern auch die Kommunikation. Sollen wir über Vogelgrippe reden, obwohl sich nur vereinzelt Menschen anstecken und keine Übertragung von Mensch zu Mensch möglich ist? Oder fällt das unter Panikmache?

Durch die COVID-19-Pandemie ist deutlich geworden, dass wir auf die nächste Pandemie besser vorbereitet sein müssen. Dazu gehört eine transparente Kommunikation, und damit auch die Information über Risiken, deren Größenordnung noch nicht eingeschätzt werden kann. So werden Maßnahmen verständlich und Meldungen zur Aviären Influenza können besser eingeordnet werden.

Vogelgrippe - AGES

Meldungen

Seit Anfang des Jahres 2024 beschäftigt sich ein weiteres Forschungsprojekt der AGES mit durch Vektoren übertragenen Erkrankungen. Im Zuge dieses Forschungsprojektes sind alle Menschen in Österreich dazu eingeladen, der AGES gefundene Zecken zu bringen. Unsere Expert:innen bestimmen die Art der Zecke und untersuchen sie auf Krankheitserreger. Damit können in Österreich neue Vektorarten und neue Krankheitserreger früher erkannt und die geographische Ausbreitung überwacht werden. Borreliose-Bakterien und Krim-Kongo-Hämorrhagisches-Fieber-Viren stehen bei der Überwachung der durch Zecken übertragenen Erreger im Mittelpunkt.

Bisher hat das Projektteam bereits über 100 Zecken erhalten, 88 wurden untersucht. Davon machen mit 97 % die Ixodes-Zecken den Großteil aus, die restlichen sind die größeren und ebenfalls heimischen Dermacentor-Zecken. Zecken guter Qualität werden demnächst auf Borrelien getestet.

Eine Zecken-Abgabe ist derzeit an folgenden Standorten möglich:

  • Wien: AGES, Währinger Straße 25a, 1090 Wien, z. H. Anna Schötta
  • Niederösterreich: AGES, Robert Koch Gasse 17, 2340 Mödling, z. H. Dr. Georg Duscher

Das Projektteam benötigt Zecken aus möglichst vielen Regionen Österreichs. Sollten Sie viel in Österreich unterwegs und in der Natur sein, halten Sie Ausschau nach Zecken und nehmen Sie sie mit.

Mehr Infos zu dem Projekt, der besten Verpackung und der Zeckenabgabe finden Sie unter: Zecken Informationen - AGES

Am 25. April wurde der Jahresbericht 2023 zu Meningokokken veröffentlicht: Die Nationalen Referenzzentrale für Meningokokken hat 16 laborbestätigte Fälle invasiver Meningokokken-Erkrankungen registriert. Es gab keine Todesfälle. Zwei der Isolate wurden als resistent gegen Penicillin eingestuft, ansonsten fanden sich keine Resistenzen gegen die getesteten Antibiotika.

Meningokokken - AGES

In der letzten Aprilwoche findet jährlich die World Immunization Week statt. Dieses Jahr steht die Woche vom 24.04. bis zum 30.04.2024 unter dem Leitmotiv Humanly Possible: Saving lives through immunization (Menschlich möglich: Leben retten durch Immunisierung).

Während dieser Woche wird noch einmal Bewusstsein dafür geschaffen, dass Impfungen Leben retten und die Gesundheit schützen.

Im Jahr 1974 hat das Expanded Immunization Programm mit dem Ziel gestartet, allen Kindern weltweit den Zugang zu lebensrettenden Impfungen zu ermöglichen. Somit werden in der heurigen Immunization Week auch die Erfolge der letzten fünfzig Jahre gefeiert. Während derer wurden viele Generationen durch Impfungen vor schwerwiegenden Erkrankungen, wie Tetanus, Poliomyelitis und Masern, geschützt.

World Immunization Week 2024 (WIW 2024) (cdc.gov)

European Immunization Week 2024 (who.int)

Impfwoche Österreich

In einigen österreichischen Bundesländern finden anlässlich der Welt- bzw. Europäischen Impfwoche Impfaktionen statt:

Burgenland: Impfungen - Land Burgenland

Kärnten: ImpfBERATUNGSWoche - Kärnten

Niederösterreich: Masernimpfbus tourt durch Niederösterreich - Land Niederösterreich (noe.gv.at)

Oberösterreich: Land Oberösterreich - OÖ verstärkt Aktivitäten gegen Keuchhusten und Masern (land-oberoesterreich.gv.at)

Salzburg: Impfungen - Land Salzburg

Steiermark: Impfbus tourt durch die Steiermark - steiermark.ORF.at

Tirol: Europäische Impfwoche 2024: Kostenlose MMR- und HPV-Impfungen in allen Bezirken | Land Tirol

Vorarlberg: Impfangebote in Vorarlberg

Wien: Impfservice Wien

Am 25.04.2024 ist der World Malaria Day. Malaria ist weltweit eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten. Im Jahr 2022 wurden 249 Millionen Fälle und 608.000 Todesfälle gemeldet (WHO, Stand: 18.04.2024). Malaria tritt in tropischen und subtropischen Regionen der Welt auf, besonders betroffen ist der afrikanische Kontinent mit 94 % aller weltweiten Fälle und 95 % aller weltweiten Todesfälle. Malaria wird von Stechmücken übertragen, die Symptome reichen von Kopfschmerzen und Fieber bis zu Krampfanfällen und Atembeschwerden. Kinder in der afrikanischen WHO-Region weisen das höchste Sterberisiko auf. Malaria wäre vermeidbar und behandelbar, oft fehlt es allerdings an den notwendigen Mitteln. Die WHO und Partner wollen bis 2030 im Vergleich zu 2025 die Mortalitätsrate um mind. 90 % senken, Malaria in mind. 35 Ländern ausrotten und die Wiederkehr von Malaria in malaria-freien Ländern verhindern (WHO, Stand: 18.04.2024).

Fachbegriff Epidemiologie

Laut WHO fallen unter Zoonosen "Krankheiten und Infektionen, die auf natürliche Weise zwischen Menschen und anderen Wirbeltieren übertragen werden können."

Ursprünglich hatte der Begriff eine andere Bedeutung, er stand für Tierkrankheiten.

Heute bezeichnet er Infektionskrankheiten, die bei Tieren und Menschen vorkommen und deren Erreger von Tier zu Mensch und umgekehrt von Mensch zu Tier wechseln können.

Ein Beispiel ist die im "Thema des Monats" beschriebene Aviäre Influenza. Doch mehr als die Hälfte aller krankmachenden Erregerarten können zwischen Menschen und Tieren übertragen werden.

Zoonosen - AGES

Über das Radar

Das AGES-Radar für Infektionskrankheiten erscheint monatlich. Ziel ist es, der interessierten Öffentlichkeit einen raschen Überblick zu aktuellen Infektionskrankheiten in Österreich und der Welt zu geben. Die Krankheiten werden kurz beschrieben, die aktuelle Situation wird geschildert und, wo es sinnvoll und möglich ist, wird das Risiko eingeschätzt. Links führen zu tiefergehenden Informationen. Im "Thema des Monats" wird jeweils ein Aspekt zu Infektionskrankheiten genauer betrachtet.

Wie wird das AGES-Radar für Infektionskrankheiten erstellt?

Wer: Das Radar ist eine Kooperation der AGES-Bereiche "Öffentliche Gesundheit" und Risikokommunikation.

Was: Ausbrüche und Situationsbewertungen von Infektionskrankheiten:

  • National: Basierend auf Daten aus dem Epidemiologischen Meldesystem (EMS), der Ausbruchsabklärung und regelmäßigen Berichten der AGES und der Referenzlabore
  • International: Basierend auf strukturierter Recherche
  • Thema der Woche (Jahresplanung)
  • Meldungen zu wissenschaftlichen Publikationen und Events

Weitere Quellen:

Akute infektiöse respiratorische Erkrankungen treten in der kalten Jahreszeit vermehrt auf, darunter COVID-19, Influenza und RSV. Diese Erkrankungen werden über verschiedene Systeme beobachtet, wie dem Diagnostischen Influenza Netzwerk Österreich (DINÖ), dem ILI-(Influenza-like-Illness)-Sentinel-System und dem Österreichischen RSV-Netzwerk (ÖRSN). Die Situation in den Krankenhäusern wird über das SARI-(Schwere Akute Respiratorische Erkrankungen)-Dashboard erfasst.

Österreichische Labore schicken SARS-CoV-2-Proben zur Sequenzierung an die AGES. Die Ergebnisse der Sequenzierung werden regelmäßig auf der AGES-Website veröffentlicht.

Für die internationalen Berichte werden Gesundheitsorganisationen (WHO, ECDC, CDC, …) Fachmedien, internationale Presse, Newsletter und Social Media routenmäßig beobachtet.

Für Infektionserkrankungen in Österreich erfolgt die Einschätzung der Situation durch die Expert:innen der AGES, ebenso für internationale Ausbrüche, für die keine Einschätzung von WHO oder ECDC vorliegen.

Disclaimer: Die Themen werden nach redaktionellen Kriterien ausgewählt, es besteht kein Anspruch auf Vollständigkeit.

Anregungen und Fragen an: [email protected]

Da die Antwort auf Anfragen ebenfalls zwischen allen Beteiligten (Wissensmanagement, INFE, Risikokommunikation) abgestimmt wird, bitten wir um etwas Geduld. Eine Antwort erfolgt innerhalb einer Woche.

Das nächste AGES-Radar erscheint am 23.05.2024.

Aktualisiert: 25.04.2024