Ministry for the Environment, Nature Conservation and Nuclear Safety of the Federal Republic of Germany

05/16/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/16/2024 01:38

Rede von Steffi Lemke beim Handelsblatt KI Summit x Green Transition im Rahmen des Green Tech Festivals

- Es gilt das gesprochene Wort -

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

dieser KI-Summit ist in vieler Hinsicht ein wichtiges Forum:

  • Natürlich treffen sich hier die Expertinnen und Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft, um sich zu den aktuellen KI-Trends auszutauschen.
  • Dieser KI-Summit beschäftigt sich aber auch erstmalig mit den Potenzialen von KI für den ökologischen Wandel. Das möchte ich aus der Sicht des Bundesumwelt- und Verbraucherschutzministeriums ausdrücklich begrüßen. Wir erwarten, dass KI auf ganz vielfältige Weise zur Lösung der großen ökologischen Krisen beitragen kann.
  • Aber wir sollten auch nicht unterschätzen: In Politik und Gesellschaft gibt es derzeit reaktionäre Tendenzen wie Abschottung, Ausgrenzung, Nationalismus und Antisemitismus. All das wird uns aber nicht helfen, die großen Herausforderungen zu lösen, vor denen die Welt steht. Das geht nur mit Innovation und Fortschritt. Wir brauchen vielmehr ein positives Bild von der Zukunft und müssen aufzeigen, wofür sich die Anstrengung lohnt. Der KI-Summit kann genau diese großen Chancen beschreiben, die in dem notwendigen Wandel stecken. Ich würde mir jedenfalls diesen ermutigenden Blick nach vorn wünschen, damit wir nicht im Stillstand verharren, sondern die Probleme Schritt für Schritt in den Griff bekommen.

Die Künstliche Intelligenz erlebt einen rasanten Aufstieg und ist mit ungeheuren Erwartungen verknüpft. Sie verspricht, die Produktion nicht nur schneller und günstiger machen, sondern auch ressourceneffizienter, sauberer und energiesparender. Das ist in Zeiten hoher Energie- und Rohstoffpreise und unsicherer Lieferketten für die Unternehmen eine lohnende Zukunftsstrategie. Es wäre gleichzeitig enorm wichtig für die Umwelt und im Kampf gegen die Klimakrise.

Deutschland war bei der Entwicklung grüner Technologien immer ein Vorreiter. Wenn es gelingt, diese Vorreiterrolle auch in der KI-Entwicklung einzunehmen, könnte das einen Wettbewerbsvorteil für Deutschland und Europa bedeuten und es würde den Weg zu einer nachhaltigeren und klimafreundlicheren Wirtschaft ebnen.

Wir haben alle ein großes Interesse daran, dass das gelingt. Deshalb ist es auch folgerichtig, dass sich dieser Summit um die Fragen dreht:

  • Wie kann KI ökonomische Effizienz und ökologische Nachhaltigkeit in Unternehmen fördern?
  • Und welche Rolle kann sie als Treiberin für Innovationen und Prozessoptimierung spielen?

Auf diese Fragen möchte ich mit drei Denkanstößen eingehen:

  1. KI ist ein großes Versprechen für den ökologischen Wandel.
  2. KI-Systeme sind nicht per se nachhaltig und auch kein Selbstzweck.
  3. Verantwortungsvolle Digitalisierung ist für uns im Bundesumweltministerium eine Gestaltungsaufgabe.

KI als Versprechen für den ökologischen Wandel

Innovative Technologien wie KI können einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung der ökologischen Krisen leisten, wenn sie denn auch konsequent und gezielt in den Dienst von Umwelt- und Klimaschutz gestellt werden. Für Unternehmen kann KI vor allem Effizienzverbesserungen und Prozessoptimierungen bedeuten. Hier gewinnt die generative KI zunehmend an Bedeutung.

Unternehmen sind genauso wie die öffentliche Verwaltung ständig mit der Herausforderung konfrontiert, interne Prozesse zu optimieren und für mehr Effizienz in den Abläufen zu sorgen. Mit generativer KI können Routineaufgaben automatisiert und relevante Informationen bereitgestellt werden.

  • Unser Datenlabor im BMUV hat dafür gerade mit "ChatBMUV" als eines der ersten Bundesressorts ein großes Sprachmodell auf interner IT-Infrastruktur gestartet.

Solche großen Sprachmodelle verursachen einen großen Energie- und Ressourcenverbrauch. Deshalb muss der Anwendungszweck immer in Relation zur Umweltbilanz betrachtet werden.

Generative KI kann und soll für mehr Nachhaltigkeit eingesetzt werden. Sie wird beispielsweise in der Forschung dazu genutzt, um neue Materialien zu finden, die CO2 abscheiden. Hier besteht das Problem häufig darin, die sprichwörtliche "Nadel im Heuhaufen" zu finden. Mit KI-Modellen wird es möglich, die Milliarden von Möglichkeiten signifikant einzugrenzen.

KI-Anwendungen sind in der Lage, den Zustand von Bauteilen in Maschinen und Anlagen präzise zu erfassen. Damit können sie bis knapp vor dem Verschleiß im Einsatz bleiben und ein unnötiger Austausch wird vermieden.

Beim KI-gestützten Lagermanagement sind künftige Nachfragen besser vorhersagbar und überschüssige Lagerbestände werden vermieden.

In Unternehmen hilft KI dabei, Ressourcenverschwendung zu minimieren:

  • Zum Beispiel ist es mit Hilfe von KI möglich, in der Textilindustrie schon beim Design dafür zu sorgen, dass die verwendeten Stoffe lange haltbar sind und keine Umweltschäden durch Mikroplastik entstehen.
  • In der Textil- oder in der Lebensmittelproduktion können mit Hilfe KI-generierter Prognosen zu den voraussichtlichen Verkaufszahlen Überproduktionen vermieden werden.
  • Eine zuverlässige Qualitätskontrolle durch KI kann helfen, dass kaum noch Ausschuss produziert wird.

Solche Anwendungen schonen kostbare Ressourcen und sie sind die Grundlage für eine nachhaltige und zukunftsfähige Wirtschaft. Eine effiziente Nutzung von Ressourcen ist ein wichtiger Baustein beim notwendigen Umbau der Wirtschaft. Auch das Thema Kreislaufwirtschaft und die Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie sind deshalb Themen auf dem GreenTech Festival.

Die grüne Transformation besteht aus vielen einzelnen Elementen und ist auf grüne Intelligenz angewiesen!

KI-Systeme sind nicht per se nachhaltig und auch kein Selbstzweck

Wie jede andere digitale Technologie auch, verbraucht KI in der Entwicklungsphase und in der Anwendung Ressourcen. Wir sprechen hier nicht nur über Energie, sondern natürlich auch über die Herstellung und die Kühlung der notwendigen Hardware. Schätzungen zufolge verbraucht beispielsweise ChatGPT mehrere hundert Megawattstunden Strom am Tag. Allein das Training eines großes Sprachmodels verbraucht mehrere hunderttausend Liter Wasser zur Kühlung des Rechenzentrums.

KI und digitale Anwendungen sind nicht also nicht per se nachhaltig. Wir sollten die Chancen von KI sehen und bewusst nutzen. Dabei muss allen klar sein, dass KI-Systeme datenabhängig, fehleranfällig und eben auch energieintensiv sind. Wir sehen, dass mit digitalen Technologien und KI auch umweltschädliche Praktiken einfacher und profitabler gemacht werden. KI und digitale Anwendungen sind demnach kein Selbstzweck. Ihre Potenziale müssen aktiv in die Bahnen einer umweltgerechten Digitalisierung gelenkt werden.

Es sollte deshalb auch Teil der Diskussionen hier auf dem Summit sein, wie der Fußabdruck von KI und von digitalen Anwendungen reduziert und das Potenzial der Digitalisierung für den Umwelt-, Klima-, Natur- und Ressourcenschutz besser genutzt werden kann.

Verantwortungsvolle Digitalisierung ist für uns im Bundesumweltministerium eine Gestaltungsaufgabe

Als Bundesumweltministerium haben wir das 5-Punkte-Programm "KI für Umwelt- und Klimaschutz" vorlegt. Wesentliche Elemente darin sind:

  • Die staatliche Innovationsförderung umfasst beispielsweise die Förderinitiative "KI-Leuchttürme". Damit wurden bereits über 50 Projekte angestoßen, um zukunftsweisende KI-Anwendungen für den Umweltschutz zu entwickeln.
  • Der Green-AI Hub Mittelstand richtet sich speziell an KMU, um die Nutzung von KI für Ressourceneffizienz und Materialeinsparung voranzutreiben. Der Green-AI Hub Mittelstand zeigt die Potenziale für effiziente Prozesse auf und entwickelt gemeinsam mit KMU prototypische Lösungen. Praxisnah und direkt vor Ort.
  • Das "Anwendungslabor KI und Big Data" im Umweltbundesamt entwickelt KI-Anwendungen für die Umweltverwaltung.
  • Das ressortübergreifende Netzwerk Civic Coding und die KI-Ideenwerkstatt für Umweltschutz helfen dabei, die Zivilgesellschaft und die KI-Entwicklung stärker zusammenzubringen.

Alle Beispiele machen deutlich, dass wir im Bundesumweltministerium die Digitalisierung als eine Gestaltungsaufgabe ansehen. Für die nachhaltige Gestaltung spielt Regulierung eine wichtige Rolle. Umweltauswirkungen und gesellschaftliche Risiken von KI müssen angemessen adressiert werden. Mit der europäischen KI-Verordnung haben wir zudem bereits die Grundlage für eine starke Nachhaltigkeitsperspektive geschaffen. Jetzt geht es in die Umsetzung der Verordnung. Dazu entwickeln gerade Expertinnen und Experten aus 25 Ländern die Standards, um Rechtssicherheit für Unternehmen herzustellen.

Innovation, Verantwortung für die Gesellschaft und Umweltbewusstsein gehen bei grüner Intelligenz Hand in Hand. Ich bin überzeugt, dass eine nachhaltige Zukunft für KI notwendig und möglich ist. Lassen Sie uns gemeinsam an den Lösungen arbeiten.

Ich wünsche Ihnen hier auf dem Handelsblatt KI-Summit und auf dem GreenTech Festival viele gute Impulse und Gespräche. Vielen Dank!