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05/16/2024 | News release | Distributed by Public on 05/16/2024 01:23

18 Studierende, drei Fachrichtungen, ein Projekt: Yakisugi

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18 Studierende, drei Fachrichtungen, ein Projekt: Yakisugi

16.05.2024Architekt*innen, Bauingenieur*innen und Holztechniker*innen sind Spezialist*innen für ihre jeweiligen Fachgebiete. Im Studium an der Berner Fachhochschule BFH blicken sie über den Tellerrand hinaus und sammeln interdisziplinäre Erfahrungen. Zum Beispiel in der Special Week zum Thema Yakisugi.

Es braucht viel Know-how, damit ein Haus stabil, langlebig, zweckmässig, ästhetisch, wirtschaftlich und ressourcenschonend gebaut werden kann. Spezialist*innen vieler Fachgebiete müssen die Bedürfnisse der anderen Disziplinen verstehen und miteinander kommunizieren. An der BFH lernen die Studierenden dieses interdisziplinäre Denken und Arbeiten - zum Beispiel mit einem Minor. Diese Module ermöglichen eine Vertiefung in den Themen Zirkuläres und nachhaltiges Bauen oder Integrales digitales Bauen und stehen allen Bachelor-Studierenden offen.

«Man lernt Methoden und Fachbegriffe der anderen Disziplinen kennen, mit denen man auch später in Berührung kommen wird.»

Stanislas ZimmermannProfessor für Architektur und Entwurf

Eine Gelegenheit, über den eigenen Fachbereich hinauszublicken, bieten auch die Special Weeks. Zweimal im Jahr können Studierende aus einer breiten Palette von Themen auswählen, in die sie eine Woche lang eintauchen wollen - zusammen mit Kolleg*innen der anderen Fachrichtungen. «Diese Erfahrungen bereiten auf die Berufspraxis vor», sagt Stanislas Zimmermann, Professor für Architektur und Entwurf an der BFH. «Man lernt Methoden und Fachbegriffe der anderen Disziplinen kennen, mit denen man auch später in Berührung kommen wird.»

Sicheltannen grillen

«Yakisugi - gebranntes Holz» lautete der Name der Special Week von Stanislas Zimmermann, für die sich 18 Studierende der Studiengänge Holztechnik (8), Architektur (7) und Bauingenieurwesen (3) angemeldet hatten. Die Woche in der zweiten Aprilhälfte versprach Einblick in eine Methode zur chemiefreien Färbung und Imprägnierung von Holzfassaden. Yakisugi wurde im 18. Jahrhundert in Japan entwickelt und bedeutet frei übersetzt «gegrillte Sicheltanne». Traditionell wurden drei Bretter prismenförmig zusammengebunden und die Oberflächen im Inneren dieses «Kamins» mithilfe eines Papierfeuers angekohlt. Die dünne Kohleschicht schützt das Holz vor der Witterung, vor Pilzbefall und Insektenfrass. Mit der Variation der Brenndauer und mehr oder weniger intensivem Abbürsten lassen sich verschiedene Oberflächenstrukturen und Farben erzeugen - von tiefschwarz bis hellbraun. Eine nachträgliche Behandlung - zum Beispiel mit Leinöl - stabilisiert die poröse Oberfläche und macht sie noch langlebiger.

Soweit die Theorie. Die Umsetzung in die Praxis des Schweizer Holzbaus erlebten die Teilnehmer*innen der Special Week in Lachen (SZ). Hier konnten sie an der Realisierung der 600 Quadratmeter grossen Fassade eines Mehrgenerationenhauses mitwirken. Bretter mit Gasbrennern anrösten, abbürsten und mit Leinöl imprägnieren: Diese Arbeit beschäftigte die Studierenden am Dienstag und am Mittwoch von früh bis spät. Die zukünftigen Architekt*innen, Holztechniker*innen und Bauingenieur*innen arbeiteten so effizient, dass das Werk nach zwei Tagen vollendet und die Special Week vorzeitig beendet war. Für Stanislas Zimmermann kein Problem: «Wir wollten nicht künstlich verlängern, und auf die Studierenden wartete zuhause genug Arbeit.»

«Yakisugi ist cool!»

Der Neubau in Lachen war für die Studierenden auch abgesehen von der Yakisugi-Fassade interessant. Seine Zwischendecken bestehen aus Elementen aus robotergestampftem Lehm zwischen tragenden Holzrippen, hergestellt vom Zürcher Start-up Rematter. Das Konstruktionsprinzip und das Herstellungsverfahren wurden erst kürzlich für das Bürogebäude Hortus in Allschwil (BL) von Herzog & de Meuron entwickelt. Wie dieses soll auch das Haus in Lachen ein Leuchtturmprojekt des nachhaltigen Bauens werden. Bewohnen wird es eine Bauernfamilie, die sich der solidarischen Landwirtschaft verschrieben hat.

«Die wissenschaftlichen Aspekte dieser Art der Holzbehandlung und die Entstehung in Japan interessierten mich.»

Céline HostettlerBachelorstudentin Bauingenieurwesen

Genauso anregend wie dieses Arbeitsumfeld war für die Teilnehmer*innen der Special Week der Einstieg in die Woche am Montag an der BFH in Biel. Geboten wurden Theorieinputs zu den Themen «Holz im Bereich der Fassade» (Dr. Thomas Volkmer, Professor für Werkstoff- und Oberflächentechnik), «Karbonisierung von Holz» (Tom Franke, wissenschaftlicher Mitarbeiter) und «Gebranntes Holz in der Architektur» (Stanislas Zimmermann, Professor und Studiengangsleiter Master Architektur). Holztechnik-Student Robin Crotta äusserte sich zufrieden: «Es wurde gut erklärt, wie sich die Behandlung mit Feuer auf die Widerstandsfähigkeit und die Langlebigkeit von Holz auswirkt.» Auch die angehende Bauingenieurin Céline Hostettler fand die Einführung hilfreich: «Die wissenschaftlichen Aspekte dieser Art der Holzbehandlung und die Entstehung in Japan interessierten mich. Yakisugi ist cool!»

Ebenfalls am Montag stand eine Exkursion nach La Neuveville auf dem Programm. Dort haben die Architekten von StudioV9 - ehemalige Studierende der BFH - zwei Erweiterungsbauten realisiert, deren dunkelbraune Fassadenverkleidung aus Holz sich harmonisch in die Optik der Altstadthäuser einfügt. Sie ist das Resultat einer Behandlung mit Gasbrennern - Yakisugi 2.0 sozusagen. Céline Hostettler fielen die farblichen Abweichungen auf, die grösser waren als bei den japanischen Häusern, die in den Vorträgen am Morgen gezeigt worden waren. Mit diesem Problem wurde das Team später auch in Lachen konfrontiert: Bei den am stärksten der Witterung ausgesetzten Brettern wusch der Regen den Kohlenstaub und das Leinöl etwas aus. Für Stanislas Zimmermann war das Resultat zwar «schön, aber das Verfahren kann sicher noch weiterentwickelt werden».

«Architekt*innen schauen auf andere Details in Bezug auf Funktionalität und Optik als wir Holztechniker*innen».

Robin CrottaBachelorstudent Holztechnik

Harter Einsatz, kurze Woche

«Das Arbeiten mit Feuer, Kohlenstaub und Leinöl war recht hart, auch wegen dem schlechten Wetter», sagt Elias Küpfer rückblickend. «Aber es hat Spass gemacht.» Céline Hostettler hat es geschätzt, «dass wir uns in den Pausen und am Abend austauschen und mehr über das Studium in den anderen Fachrichtungen erfahren konnten». Robin Crotta ist aufgefallen, «dass Architekten auf andere Details in Bezug auf Funktionalität und Optik schauen als wir Holztechniker». Das bestätigt auch Stanislas Zimmermann: «Bei der Einführung am Montag hatten die Studierenden je nach Fachrichtung unterschiedliche Fragen. Aber das Thema Holzschutz ist für sie alle relevant. So gesehen hat sich Yakisugi gut als Thema für eine interdisziplinäre Special Week geeignet.»

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