Industrie- und Handelskammer St-Gallen-Appenzell

05/23/2024 | Press release | Distributed by Public on 05/23/2024 02:02

Ein Abend im Zeichen der Gesundheit

«Der demografisch bedingte Fachkräftemangel stellt die Gesundheitsversorgung in der Ostschweiz vor grosse Herausforderungen», betonte Prof. Dr. Alexander Geissler in seiner Keynote am EcoOst St.Gallen Symposium. Der steigende Bedarf an medizinischer Versorgung bei gleichzeitig begrenzten Ressourcen wird immer spürbarer, so Geissler. «Investitionen in Prävention, ein attraktives Berufsbild sowie eine Effizienz- und Produktivitätssteigerung im Gesundheitsbereich sind die entscheidenden Hebel, die in Bewegung gesetzt werden müssen, um unsere Herausforderungen zu bewältigen», riet Geissler. Wer sodann den Blick über den Tellerrand wage, stelle schnell fest, dass die Schweiz im Vergleich zu anderen Industrienationen in Qualität und Zugang der Gesundheitsversorgung teilweise hinterherhinke.

Nachhaltiges Handeln gegen Knappheiten

Géraldine Klein und Charlotte Weishaupt, Mitglieder des diesjährigen International Students' Committees, welches das St.Gallen Symposium jedes Jahr organisiert, präsentierten einen Rückblick auf das anfangs Mai stattgefundene Symposium. Sie betonten die globale Relevanz des diesjährigen Schwerpunktthemas «Confronting Scarcity» und dessen Auswirkungen auf regionaler Ebene. Weniger Konsum und nachhaltigeres Handeln waren zentrale Botschaften ihres Vortrags.

Zuerst schlankere Prozesse dann die Digitalisierung

Im Vorfeld der Veranstaltung wurden Studierende und junge Berufseinsteiger aus dem Medizinbereich gesucht, die jeweils eine Forderung für ein nachhaltigeres Gesundheitswesen in den Diskurs einbringen. Cathalina Dietschweiler, diplomierte Pflegerin am Ostschweizer Kinderspital, forderte in ihrem Impulsreferat, dass die Prozesse im Gesundheitswesen optimiert werden müssen, und dies vor der Digitalisierung. Ansonsten drohe man, Prozesse zu digitalisieren, rein der Digitalisierung willen. Medizinstudent Andrin Brader forderte, dass die Digitalisierung in der Gesundheitsbranche kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit sei. Veraltete Standards wie Faxgeräte oder das unausgereifte elektronische Patientendossier erschwerten dem ohnehin schon knappen medizinischen Personal die Arbeit.

Die Politik hinkt den Innovationen hinterher

Im Podium diskutierten Karin Bosshard (Roche), Christian Henseler (Zur Rose AG), Karen Peier (Ärztegesellschaft Kanton St.Gallen), Tobias Wolf (OnlineDoctor AG) und Moderator Stefan Schmid (CH Media) darüber, wie eine zukunftsfähige Patientenversorgung ausgestaltet ist, welche Herausforderungen damit verbunden sind und was in der Ostschweiz dafür getan werden kann. Tobias Wolf hob die Bedeutung technologischer Innovationen hervor und argumentierte, dass die Politik Rahmenbedingungen für deren Förderung setzen müsse. Christian Henseler verdeutlichte, dass etwa 10% der Medikamente in ihrer Online-Apotheke aufgrund von Lieferproblemen nicht verfügbar sind. Henseler warnte vor den steigenden Kosten und Risiken, die durch eine unzureichende Koordination in den globalen Lieferketten entstehen können. Karen Peier betonte die Wichtigkeit der Prävention und Früherkennung, um die Nachfrage nach medizinischen Dienstleistungen zu stabilisieren. Sie erklärte, dass eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsdienstleistern und eine stärkere Einbindung der Patienten in Entscheidungsprozesse notwendig seien, um eine effizientere und patientenorientierte Versorgung zu gewährleisten. Karin Bosshard konzentrierte sich auf strategische Ansätze zur Überwindung der Ressourcenknappheit im Gesundheitswesen. Sie plädierte für die Nutzung digitaler Technologien und Daten zur Optimierung von Prozessen und zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit. Bosshard argumentierte, dass durch gezielte Investitionen in personalisierte Medizin und innovative Technologien langfristig Kosten gesenkt und die Versorgungsqualität erhöht werden können.

Das diesjährige EcoOst St.Gallen Symposium bot nicht nur eine Plattform für den Austausch von Wissen und Ideen, sondern auch die Möglichkeit, das Netzwerk der Teilnehmenden zu erweitern und gemeinsam an Lösungen für eine nachhaltige Gesundheitsversorgung zu arbeiten.