WHO - World Health Organization Regional Office for Europe

04/15/2024 | Press release | Distributed by Public on 04/15/2024 15:42

Der besseren Zugänglichkeit neuartiger Arzneimittel einen Schritt näher

"Wie die meisten Patientenvertreter bin ich nicht mit dem Wunsch aufgewachsen, Patientenvertreterin zu werden. Ausschlaggebend dafür, dass ich in der Patientenvertretung gelandet bin, war die Tatsache, dass bei meinem Mann 2011 ein metastasierendes Melanom diagnostiziert wurde, an dem er nach weniger als einem Jahr starb."

So Bettina Ryll, Gründerin des Melanoma Patient Network Europe und Vize-Vorsitzende der Arbeitsgruppe 3 (AG 3) zum Thema Nachhaltigkeit der Plattform für den Zugang zu neuartigen Arzneimitteln (NMP).

"Er starb, kurz bevor die neuen Therapien auf den Markt kamen. Er hatte an mehreren klinischen Studien mit diesen neuen Therapien teilgenommen, die dazu geführt haben, dass bei metastasierenden Hautkrebserkrankungen, bei denen die 5-Jahres-Überlebensrate zuvor unter 5 % lag, heute mehr Patienten überleben", erklärt Bettina.

Heute stehen eine Reihe neuartiger Therapien zur Behandlung von Melanomen zur Verfügung, aber leider sind sie nicht für jeden zugänglich.

"Neuartige Arzneimittel sind sehr vielversprechend, haben aber oft einen hohen Preis, so dass es für die Gesundheitssysteme schwierig ist, sie anzuwenden. Ich persönlich finde es inakzeptabel, dass wir über lebensrettende Behandlungen verfügen, aber Schwierigkeiten haben, sie zugänglich zu machen", fügt Bettina hinzu.

"Die Lektion, die ich gelernt habe, ist, dass es eine systemische Schieflage gibt. Wir brauchen einen neutralen Raum, in dem Interessenvertreter ohne Angst vor Schuldzuweisungen zusammenarbeiten und sich stattdessen darauf konzentrieren können, Lösungen zu finden, von denen alle Betroffenen profitieren."

Wie können wir einen nachhaltigen Zugang gewährleisten?

Um eine allgemeine Gesundheitsversorgung zu erreichen, muss der nachhaltige Zugang zu neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln sichergestellt werden. WHO/Europa arbeitet im Rahmen der NMP - einem neutralen Raum für Patienten und Vertreter von Industrie, Zivilgesellschaft, Regierungen und anderen maßgeblichen Akteuren - mit verschiedenen Interessengruppen zusammen, um Lösungen zur Erreichung dieses Ziels zu sammeln und zu erörtern.

Im März 2024 fand im Rahmen der NMP im National Institute for Health and Care Excellence (NICE) in Manchester die erste Präsenzsitzung der AG 3 statt.

"Das Ministerium für Gesundheit und Soziales des Vereinigten Königreichs ist der WHO für ihre Arbeit im Rahmen der NMP und dem NICE für die Übernahme des Vorsitzes in einer der wichtigsten Arbeitsgruppen dankbar. Die neue NMP steht im Einklang mit den Zielen, die in unserem globalen Gesundheitsrahmen von 2023 festgelegt wurden, auch in Bezug auf Wissenschaft und Technologie", erklärte Matt Harpur, stellvertretender Direktor für multilaterales und G7-/G20-Engagement im Ministerium für Gesundheit und Soziales.

"Wir müssen von Beginn an das Ziel vor Augen haben", erklärte Meindert Boysen, Vorsitzender der AG 3 und Leiter der Abteilung Internationale Angelegenheiten beim NICE. "Patienten wollen in der gesamten Europäischen Region Zugang zu neuartigen hochpreisigen Arzneimitteln haben, und das können sie nur, wenn alle Interessenvertreter auf der Grundlage von Transparenz, Solidarität und Nachhaltigkeit eng zusammenarbeiten."

Die Mitglieder der AG 3 erörterten, wie die Nachhaltigkeit der Gesundheitssysteme für alle maßgeblichen Akteure verbessert werden könnte, und unterbreiteten konkrete Vorschläge für die gemeinsame Arbeit an Fallstudien und Demonstrationsprojekten - diskrete Bausteine, die in einem dynamischen System aufeinander abgestimmt sind.

Die nächsten Schritte

Natasha Azzopardi-Muscat, Direktorin der Abteilung Gesundheitspolitik und Gesundheitssysteme der Länder bei WHO/Europa, betont: "Die Einberufung aller Interessenvertreter ist zwar an sich schon ein wichtiger Beitrag, doch sind wir sehr daran interessiert, dass die NMP nicht nur als Diskussionsforum dient. Vielmehr hoffen wir, dass sie umsetzbare Vorschläge liefern wird, die Bereiche der potenziellen Zusammenarbeit zwischen den unterschiedlichen Interessengruppen widerspiegeln."

Am 2. und 3. Juli 2024 wird die NMP maßgebliche Akteure aus der gesamten Europäischen Region der WHO zur Konsensbildung zusammenbringen. Bei diesem Treffen werden alle Arbeitsgruppen Gelegenheit erhalten, ihre Vorschlagsentwürfe untereinander und mit der breiteren NMP-Plattform auszutauschen, so dass alle Beteiligten sich beraten und Prioritäten festlegen können. Alle vorrangigen Vorschläge und erwarteten Leistungen, die sich auf Demonstrationsprojekte konzentrieren, werden anschließend als Konzeptnachweise für die künftige Ausweitung und Umsetzung in der gesamten Region dienen.